Das Klopfen hört der Besucher überall. Gleichmäßig, beständig ertönt es – hier wird Holz zu einem Kunstwerk geformt, vermutet er richtig. Inmitten von filigranem Schmuck und ausgefallener Abendgarderobe, extravaganten Hüten und feinen Keramikarbeiten wirkt das rhytmische Klopfen wie eine Erinnerung daran, was Kunst alles sein kann und bedeutet: Der für den Laien mitunter ungewohnte Umgang mit Materialien, der einen neuen Blick auf scheinbar Alltägliches hervorruft.
Solche Überraschungen erwarteten den Besucher des 16. Kreativ-Marktes „Offenbacher Sammelsurium“ in der Stadthalle, der seine Pforten für die zahlreichen Besucher geöffnet hatte. 155 Künstler aus der Bundesrepublik und angrenzenden Staaten kamen, um ihre Arbeiten zu präsentieren. Bereits am Samstagmittag drängten sich die Besucher vor den Ständen.
„Wir haben hier eine feine, ganz besondere Zusammenstellung“ freute sich Ursula Merbach, die gemeinsam mit ihrem Mann jedes Jahr mit großem Engagement für das Gelingen des Kunst-Marktes sorgt. Dabei achtet sie bei der Auswahl der Kunststände auf eine hohe Qualität der Arbeiten, Prfessionalität und insgesamt eine ausgewogene wie bunte Mischung. Der Ausdruck „Sammelsurium“ ist sogleich Programm.
Die Palette beim diesjährigen Markt von hochwertigen, kunstvollen Gebrauchsgegenständen wie farbigen, handgewebten Decken oder frechen Hüten bis zu ausgefallenen Kunstobjekten, die vor allem dem Auge des Betrachters gefallen wollen, wie beispielsweise die Lichtobjekte und Skulpturen von Stefan Olbrich.
Nicht selten erkannte man erst auf den zweiten Blick, was sich hinter einem Kunstwerk verbirgt. So entpuppten sich die „Aquarellwerke“ bei näherem Hinsehen als Bilder mit pflanzengefärbter Wolle. Die so schlicht erscheinenden Schachteln und Kästchen aus Birkenrinde an einem anderen Stand faszinierten ebenfalls viele Besucher.
Neben vielen neuen Kunstständen waren auch in diesem Jahr treue Weggefährten dabei. Zu ihnen zählte Diplom Designer Thomas Weiterschan. Seit elf Jahren hat er einen Stand auf dem Kreativ-Markt und fasziniert Kunstinteressierte mit seinen Holzskulpturen, die er ebenfalls vor Ort bearbeitet. „Die Vögel, die ich aus dem Holz heraus gestalte, leben dort auch in der Natur, wie zum Beispiel die Schleiereule“, erläutert der Künstler. Gerne erzählt er von dem großem Engagement Ursula Merbachs: „Sie ist immer auf der Suche nach neuen Künstlern. Ich bin ihr schon auf vielen Kreativ- Märkten begegnet“.
Rudolph Kalb zählt ebenfalls zu den Ausstellern der ersten Stunde. Der Meister des Korb- und Stuhlflechtens erinnert sich schmunzelnd an die Anfagszeit des Kreativ-Marktes: „Wir waren mal in einem Bierzelt untergebracht und ein Heizofen stand ganz nah bei den Körben. Es hätte nicht viel gefehlt und die Ware wäre ihm zum Opfer gefallen“. Heute freut sich Rudolph Kalb über viele Stammkunden auf dem Kreativmakt. „Ich werde manchmal schon vorher angerufen und gefragt, ob ich in diesem Jahr wieder dabei bin“, erzählte er. Dem kreativen Gestalten mit Holz hat sich auch Günter Mauch verschrieben. Mit seinen „Illusionen aus Holz“ war er bereits zum siebten Mal dabei. Gleich im Foyer der Stadthalle konnten die Besucher seine ungewöhnlichen Kunstwerke bewundern: Eine lässig auf einem Bügel hängende Boxershorts, oder an einem Träger aufgehängter BH – alles aus Holz. Nicht zum Reinbeißen auch das täuschend echt aussehende Obst.
Dass es längst nicht so einfach ist, auf dem Kreativ-Markt der Merbachs einen Stand zu bekommen, haben die Glasgestalter Alexandra Geyermann und Hermann Ritterswürden aus Zwiesel im Bayerischen Wald erfahren. „Erst in diesem Jahr haben wir zum ersten Mal einen Stand auf dem Markt bekommen“, so die Künstlerin Geyermann. Die Besucher hat`s gefreut. Die filigranen Glasarbeiten der Künstler fanden in den ersten Stunden der Ausstellung ihre Käufer.